Landwirtschaftliche Intensivierung, Austausch und Komplexität im antiken Eurasien
Das späte erste Jahrtausend v. Chr. wird gewöhnlich in ganz Innerasien als die Zeit angesehen, in der hochspezialisierte Nomaden wie die skythischen Reiterkrieger auftauchten. Neue Forschungen zeigen jedoch, dass die Region des östlichen Zentralasiens in dieser Zeit einen Prozess der zunehmenden Sesshaftigkeit und der Intensivierung der Landwirtschaft durchlief. Bei der Untersuchung dieses Prozesses erforschen wir Zusammenhänge zwischen der Intensivierung der Landwirtschaft und der Zunahme des Austauschs, des Bevölkerungswachstums, der handwerklichen Spezialisierung und der Entwicklung einer Eliteklasse.
Das lange Zeit vertretene Modell der Paläoökonomie in Zentralasien legt nahe, dass es in der Mitte des ersten Jahrtausends v. Chr. einen dramatischen kulturellen Wandel gab. In der populären Literatur spiegelt sich dieser Wandel im ersten Auftreten der hochspezialisierten nomadischen Hirten der zentralasiatischen Eisenzeit (Skythen, Saka, Wusun und Yuezhi) wider.
Mit zunehmender archäobotanischer Erforschung in den Bergen des östlichen Zentralasiens wird deutlich, dass die Situation weitaus komplizierter ist, als dieses Modell vermuten lässt. Die archäologischen Daten belegen eine Intensivierung der Landwirtschaft, einschließlich der wahrscheinlichen Bewässerung von Feldern, des Weinbaus und des Getreideanbaus mit unterschiedlichen Vegetationsperioden und unterschiedlichem Arbeitsaufwand, welche die Arbeitsanforderungen effektiv staffelt. Die Agropastoralisten an diesen Orten bauten frei-dreschenden Weizen, geschälte Gerste, Mais und Fuchsschwanzhirse sowie Weintrauben an. Unser Verständnis der gesellschaftlichen Entwicklungen in ganz Zentralasien wird derzeit neu bewertet. Weitere archäobotanische Untersuchungen könnten zeigen, dass es in einigen Gebieten eine Spezialisierung auf die Weidewirtschaft gab, aber es ist bereits jetzt klar, dass Getreide Teil der Wirtschaft war und die Menschen viel Zeit in die Landwirtschaft investierten.