Institutsprofil

Eine prägende Herausforderung zukünftiger Wissenschaft ist die Integration der Erkenntnisse verschiedener Disziplinen zu den drängenden Menschheitsfragen von Klimawandel, Biodiversitätskrise, Übernutzung natürlicher Ressourcen und dem nachhaltigen Fortbestehen menschlicher Gemeinschaften. An dieser Synthese setzt das Max-Planck-Institut für Geoanthropologie an. Durch modellbasierte und interpretative Ansätze werden am Institut die grundlegenden Dynamiken und Dilemmata, welche die Vielfach-Krise des „Anthropozäns“, der vorgeschlagenen geologischen Epoche der Menschheit, herbeigeführt haben, untersucht und deren wechselseitige Bedingungen erforscht.

Eingebettet in diesen größeren Bezugsrahmen erforscht die Geoanthropologie die konkreten, vom Menschen geschaffenen Bedingungen der fortschreitenden Destabilisierung des Erdsystems, die systemischen Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryosphäre und Biosphäre mit der neu entstandenen Technosphäre, mögliche Kippelemente in diesem Gesamtsystem und mithin die Grenzen sozio-ökologischer Tragfähigkeit sowie die daraus resultierenden sozio-ökonomischen und kulturellen Reaktionszeiten. 

Das Institut verfolgt cross-disziplinäre Forschungsprojekte bspw. zur planetaren Urbanisierung, zum weltweiten Ernährungssystem, zu globalen Material-, Energie- und Informationsflüssen und zur Mensch-Ökosystemdynamik und zielt darauf ab, eine gemeinschaftliche Syntheseleistung zu erbringen, in der Daten und Expertisen verschiedenerTeildisziplinen wie der Klimaforschung, der Biodiversitätsforschung und den Sozialwissenschaften zusammengeführt, modelliert und interpretiert werden (Hub-Modell). 

Die gewonnenen Erkenntnisse sollen Handlungsspielräume für Gesellschaften aufzeigen, insbesondere wie mit einer rapiden Intensivierung der gegenwärtigen Trends umzugehen und diese bestenfalls umzukehren sind. Das Institut soll helfen, mögliche Interventionspunkte und Chancen zur Krisenvermeidung und -behebung sowie koordinierte Transformationsmaßnahmen für eine nachhaltige und inklusive Entwicklung zu identifizieren.

Die Themen der Forschung am Institut reichen von der tiefen Vergangenheit bis hin zur tiefen Zukunft:

  • Wie hat die Menschheit die Entstehung des Anthropozäns vorangetrieben? 
  • Wie interagieren der Mensch und das Erdsystem im Hinblick auf Systemgrenzen, Schwellenwerte, Rückkopplungsschleifen, Kippelemente, Pfadabhängigkeiten, Überschreitungen, Synergien und strukturelle Hindernisse für die Nachhaltigkeit? 
  • Was sind die damit verbundenen Chancen und Risiken, einschließlich des möglichen Zusammenbruchs ökologischer und soziotechnischer Systeme? 

Der synthetische Ansatz des Instituts erfordert eine enge Zusammenarbeit mit einem größeren Netzwerk von Instituten und Forschungszentren, die über das erforderliche Teilwissen und die relevanten Datenquellen für eine solche Synthese verfügen. Auch der Austausch und die langfristige Zusammenarbeit mit anderen Institutionen innerhalb und außerhalb der Max-Planck-Gesellschaft werden daher ein wichtiger Bestandteil der Institutsarbeit sein.

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