Language and the Anthropocene – Forschungsgruppe
Die Language and the Anthropocene Research Group ist die Nachfolgerin der Eurasia3Angle-Forschungsgruppe am Max-Planck-Institut für Geoanthropologie. Unter der Leitung von Martine Robbeets widmet sich die Gruppe der späten menschlichen Frühgeschichte und versucht, Archäologie, Genetik sowie Linguistik zu kombinieren, um die menschliche Evolution und Kultur von verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Ihr Schwerpunkt liegt dabei auf den Sprachen Nord-und Ostasiens mit besonderem Fokus auf den transeurasischen Sprachen.
Transeurasisch
Der Begriff “Transeurasisch” bezieht sich auf eine große Gruppe geografisch benachbarter Sprachen. Ihr Verbreitungsraum reicht vom Pazifik im Osten bis zu Mittelmeer und Ostsee im Westen und umfasst fünf Sprachfamilien: Japanisch, Koreanisch, Tungusisch, Mongolisch sowie die Turksprachen. Obwohl die meisten Linguisten*innen sich einig sind, dass diese Sprachen historisch miteinander verwandt sind, bleibt die Natur dieser Verwandschaft weiterhin unklar, weshalb sich die Frage stellt, ob diese Ähnlichkeiten durch Entlehnungen entstanden sind oder auf Vererbung beruhen?
Unser Hauptziel
Der Ursprung und die frühe Verbreitung von Sprechern der transeurasischen Sprachen zählt zu den am meistdiskutiertesten Fragen der eurasischen Bevölkerungsgeschichte. Die Language in the Anthropocene Research Group versucht diese Frage von einer interdisziplinären Perspektive aus zu beantworten. Unser Hauptziel ist es, linguistische, archäologische sowie genetische Zeugnisse in einem einzigen Ansatz zu integrieren, wofür wir den Begriff Triangulationverwenden.
Aus dieser Klassifikation entstehen wiederum neue Fragen: Wer waren die historischen Sprecher von Proto-Transeurasisch? Wo und wann lebten diese Menschen? Wann unterteilte sich Proto-Transeurasisch in die zwei Hauptsprachen und was verursachte diese Unterteilung? In welche Richtungen verbreiteten sie sich? Wann und wie erreichten die Sprachen ihre heutigen Verbreitungsgebiete?
Unsere Ergebnisse bisher
Die Language in the Anthropocene Research Group ist die Nachfolgerin der Eurasia3angle-Gruppe "Millet and beans, language and genes. The origin and dispersal of the Transeurasian familiy", die von 2015 bis 2021 durch den ERC Consolidator Grant unterstützt wurde.
Bisher konnten wir umfassende Datensätze aus diesen Disziplinen vorlegen, darunter den bislang umfassendsten agropastoralen und grundlegenden Wortschatz Transeurasiens, eine archäologische Datenbank mit 255 neolithischen und bronzezeitlichen Stätten aus Nordostasien und die erste Sammlung alter Genome aus Korea, den Ryukyu-Inseln und frühen Getreidebauern in Japan, die die bereits veröffentlichten Genome aus Ostasien ergänzen. Wir haben die traditionelle "Pastoralisten-Hypothese" in Frage gestellt und konnten zeigen, dass die gemeinsame Abstammung und die erste Verbreitung der transeurasischen Sprachen auf die ersten Bauern zurückgeht, die seit dem frühen Neolithikum durch Nordostasien zogen. Dieses gemeinsame Erbe wird jedoch seit der Bronzezeit durch umfangreiche kulturelle Interaktionen überschattet. Durch die Kombination von Erkenntnissen aus Archäologie, Genetik und Linguistik konnten wir zeigen, dass die frühe Verbreitung der transeurasischen Sprachen durch die Landwirtschaft vorangetrieben wurde.