Paläopathologie und Ernährung von Säuglingen im vorrömischen Italien
In Europa bestätigen paläopathologische Analysen von Skorbut (Vitamin-C-Mangel) vor allem dessen Auftreten in der nachmittelalterlichen Zeit in Verbindung mit Bestattungen von Seeleuten, Soldaten oder Opfern der Hungersnot. Im Gegensatz dazu gibt es für andere historische Perioden nur wenige Quellen über diese Krankheit. Dieses Projekt konzentriert sich auf die Rekonstruktion der Gesundheitsbedingungen und Ernährungsprofile in Pontecagnano, einer der am besten archäologisch dokumentierten vorrömischen Stätten in Italien. Die paläopathologische Analyse einer Skelettprobe eines Nicht-Erwachsenen aus etruskischer Zeit (720-580 v. Chr.) zeigt das Vorhandensein typischer Merkmale von Skorbut - diffuse Durchlässigkeit des Schädels, endokranielle Läsionen und periostale Neubildung der Knochen an Becken und Röhrenknochen.
Dieses Projekt strebt eine Verbindung der Paläopathologie von Skeletten mit der Biochemie von Knochen- und Zahngewebe zur Rekonstruktion früherer Lebensgeschichten, mit und ohne paläopathologische Indikatoren an. Das Ernährungsprofil wird durch die Entnahme von Dentinproben in verschiedenen Schritten für die Analyse stabiler Kohlen- und Stickstoffisotope, von Knochenkollagen für die Analyse von stabilen Kohlen- und Stickstoffisotopen und von stabilen Kohlen- und Sauerstoffisotopen aus dem Bioapatit des Zahnschmelzes untersucht. Die gewonnenen Daten über die Lebensgeschichte der Individuen werden unser Wissen über die Verbreitung von Skorbut in archäologischen Populationen des europäischen Mittelmeerraumes erweitern. Möglicherweise liefern sie wichtige Einblicke sowohl in die Voraussetzungen und Ernährungsweise der Kindheit, als auch über die menschliche Gesundheit und Stoffwechselerkrankungen in deren Gesamtheit.