Menschliche Anwesenheit auf Malta früher als bisher vermutet

Mediterranen Jägern und Sammlern gelang Seefahrt deutlich vor den ersten Bauern

9. April 2025

Kleine, abgelegene Inseln galten lange als die letzten Orte unberührter Natur. Bisher ging man davon aus, dass es dem Menschen vor der Einführung der Landwirtschaft und der technischen Errungenschaften die damit einhergingen, nicht möglich war, diese Ökosysteme weder zu erreichen noch zu bewohnen.

Neue Erkenntnisse zeigen nun, dass es Jägern und Sammlern bereits vor 8500 Jahren gelang, mindestens 100 Kilometer in Einbäumen über den Seeweg zurückzulegen und somit 1000 Jahre vor den ersten Bauern. Damit handelt es sich um den ältesten, echten Nachweis von Seefahrern im Mittelmeer – noch vor der Entwicklung von Segeln.

„Die Seeleute waren auf die Oberflächenströmungen und Winde angewiesen, zur Navigation dienten Landmarken, die Sterne und andere Praktiken. Eine Überquerung von 100 Kilometern mit einer Geschwindigkeit von 4km/h ist daher plausibel. Doch selbst an den längsten Tagen, mussten die frühen Seefahrer mehrere Stunden bei völliger Dunkelheit auf hoher See verbringen,“ erklärt Prof. Nicholas Vella von der Universität Malta und Co-Investigator der Studie.

Die Entdeckungen gelangten einem wissenschaftlichen Konsortium unter der Leitung von Prof. Eleanor Scerri vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie (MPI-GEA) und der Universität Malta. In der Höhlenstätte Latnija, im Norden von Malta, fanden die Forschenden Steinwerkzeuge, Feuerstellen und gekochte Essensreste – eindeutige Hinweise für eine menschliche Nutzung der Höhle. „Wir fanden etliche Belege für eine Vielzahl von Wildtieren, u.a. auch Rotwild, von denen man lange annahm, dass sie zu diesem Zeitpunkt bereits ausgestorben war”, so Prof. Scerri. „Neben diesen Tieren jagten und kochten die Menschen Schildkröten sowie Vögel, mit einigen besonders großen, aber mittlerweile ausgestorbene Arten.”

Zusätzlich fanden die Forschenden eindeutige Hinweise für die Nutzung mariner Ressourcen. „Wir fanden die Überreste von Robben, Fischen, darunter Zackenbarsche, und tausende essbare Schnecken, Krabben sowie Seeigel, allesamt gekocht“, fügt Dr. James Blinkhorn, der korrespondierende Autor der Studie von der Universität Liverpool und dem MPI-GEA hinzu.

Die Funde werfen zudem weitere Fragen über das Aussterben der auf Malta und anderen kleineren Inseln einheimischen Tierarten sowie über eine mögliche Verbindung zwischen den mesolithischen Gruppen über den Seeweg auf.

„Mit diesen Erkenntnissen kann die Vorgeschichte Maltas um Tausend Jahre erweitert werden. Gleichzeitig motivieren sie uns zu einer Neuüberlegung über das seefahrerische Können der letzten europäischen Jäger und Sammler und ihren Einfluss auf frühe Ökosysteme“, so Prof. Scerri.

Das Forschungsprojekt wurde durch Maltas Superintendent für Kulturerbe unterstützt und durch den European Research Council sowie den Research Excellence Award der Universität Malta finanziert. 

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Seereisen der Jäger und Sammler bis zu den entlegensten Mittelmeerinseln (Video)

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