Häufige Störungen erhöhten die Resilienz früherer Populationen
Forschende analysierten Beweise für globale Bevölkerungsveränderungen über einen Zeitraum von 30.000 Jahren, um die Auswirkungen von Störungen auf die Menschen und die Faktoren, die ihre Widerstandsfähigkeit beeinflussen, aufzudecken.
Störungen spielen eine entscheidende Rolle für das Wachstum der menschlichen Bevölkerung, da sie die Resilienz überlebender Populationen im Laufe der Geschichte erhöhen.
Die im Fachjournal Nature veröffentlichte Studie untersucht, wie schnell sich Populationen in der Vergangenheit von Störungen erholten – unter anderem von extremen Ereignissen wie Vulkanausbrüchen, Kriegen, den Auswirkungen des Kolonialismus und der Aridifizierung – und welche Faktoren ihre Fähigkeiten beeinflussten, sich diesen Herausforderungen zu widersetzen und sich davon zu erholen. Die Studie ergab, dass ein einziger Faktor – die Häufigkeit dieser Ereignisse – diese Fähigkeiten erhöhte.
Der Hauptautor der Studie, Dr. Philip Riris, Leitender Dozent für archäologische und paläoökologische Modellierung an der Universität Bournemouth, sagt: „Wir denken, dass das Erleben einer Störung dazu führt, dass eine Population eine Art Lernprozess durchläuft, der dazu führt, dass sie beim nächsten besser vorbereitet ist.“
Darüber hinaus zeigten die Ergebnisse, dass diese häufigen Störungen der Population paradoxerweise halfen, die langfristigen Wachstumsraten konstant zu halten – was andeutet, dass temporäre oder relativ lokale Rückgänge ein fundamentales Merkmal des langfristigen globalen Erfolgs der Menschen sind.
„Es könnte auch sein, dass Menschen mit bereits vorhandenen Technologien, Anpassungen und sozialen Strukturen, die nützlich waren, als eine Störung auftrat, besser in der Lage waren, diese zu überstehen, während andere nicht in der Lage waren, das kulturelle System letztendlich in Richtung dieser widerstandsfähigen Eigenschaften zu lenken“, ergänzt Riris.
Bevölkerungszusammenbrüche und -aufschwünge dauerten in der Vergangenheit Jahrzehnte oder Jahrhunderte an, wobei Störungen durchschnittlich 98 Jahre anhielten – und viele sogar Hunderte von Jahren.
Die Forschenden fanden auch heraus, dass das Ausmaß der Störungen stark von der Landnutzung beeinflusst wurde, wobei in Ackerbau- und Viehzuchtgesellschaften höhere Raten des Bevölkerungsrückgangs auftraten. Die untersuchten Populationen waren jedoch auch insgesamter resilienter.
Das internationale Team von Forschenden aus ganz Europa, den USA und Asien, hat über 40.000 Radiokarbondaten aus bestehenden Studien und Datenbanken, die Hinweise auf Bevölkerungsrückgänge aufzeigten, zusammengetragen und analysiert, und zwar für Regionen von der Antarktis bis zu den Tropen.
Während die Auswirkungen von Störungen auf die Gegenwart bereits untersucht wurden, ist dies der erste systematische globale Vergleich der menschlichen Fähigkeit Störungen im Laufe der Zeit zu neutralisieren und sich davon zu erholen.
„Die Resilienz vergangener Populationen gegenüber häufigen Störungen kann die komplexen Beziehungen zwischen Umweltbelastungen und menschlicher Anpassung über Jahrtausende hinweg aufzeigen“, sagt Dr. Yoshi Maezumi vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie. „Das Verständnis dieser Dynamik bereichert nicht nur unser Verständnis vergangener Zivilisationen, sondern eröffnet auch unschätzbare Einblicke in die Bewältigung aktueller Herausforderungen“.
„Die Archäologie ist in einzigartiger Weise geeignet, diese Themen anzugehen“, fasst Riris zusammen, „denn niemand sonst betrachtet menschliche Gesellschaften für so eine lange Zeit oder so systematisch wie wir. Unsere Veröffentlichung ist ein Meilenstein, wenn es darum geht, was wir über die Reaktionen von Gesellschaften auf Störungen auf einer wirklich planetarischen und tiefen Zeitskala erwarten können“.