Seevögel in einer Welt im Wandel: Ernährungsdiversifizierung, PFAS und isländische Trottellumen
Der Klimawandel hat deutliche und schwerwiegende Auswirkungen auf die Polarregionen. Die Arktis erwärmt sich derzeit mehr als doppelt so schnell wie andere Teile der Erde, was zu einer noch nie dagewesenen Veränderung der Meeresumwelt der Region führt. Das Ökosystem des Arktischen Ozeans reagiert besonders empfindlich auf die Erwärmung, da es auf das Meereis angewiesen ist - von den Algen, die auf seiner Unterseite wachsen, bis hin zu großen Raubsäugetieren, die auf der Eisoberfläche jagen und leben. Darüber hinaus werden die größten Raubtiere in den arktischen Ökosystemen zunehmend durch organische Verunreinigungen aus anthropogenen Quellen beeinträchtigt.
Die ikonischen Seevogelpopulationen Islands, die Brünnich-Trottellumme (Uria lomvia) und die gemeinen Trottellumme (U. aalge), sind rückläufig. Beide auf Klippen nistenden Arten haben eine ähnliche Lebensweise, unterscheiden sich aber in ihren thermischen Präferenzen; die Brünnich-Trottente gedeiht unter arktischen Bedingungen, während die Trottellumme wärmere nordatlantische Gewässer bevorzugt. Im Rahmen des Projekts LOMVIA wird die Diversifizierung der Ernährung moderner und historischer Populationen dieser beiden Vogelarten in Island sowie die Schadstoffexposition moderner Populationen mit Hilfe biochemischer Methoden und Telemetrie untersucht.
Die Forschung zielt darauf ab: 1) den Wettbewerb zwischen den beiden Arten um Nahrungsressourcen in modernen Populationen zu untersuchen, 2) festzustellen, ob es in historischen Seevogelpopulationen vor der globalen Erwärmung ein höheres Maß an Nischendifferenzierung gab, und 3) zu bewerten, wie Überwinterungs- und Futtersuchstrategien die Bioakkumulation von PFAS in modernen Populationen beeinflussen. Durch die Beantwortung dieser Forschungsfragen soll die Studie zu einem besseren Verständnis der ökologischen Auswirkungen des Klimawandels und der anthropogenen Schadstoffe auf diese Seevögel beitragen und Informationen für den Schutz und das Management liefern.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung dem UK National Environment Research Council gemeinsam unterstützt.